Klagen hilft nicht. Wir müssen unterstützen, wo es nur geht!
Volkersberg ist auch im Lockdown für Jugendliche da: Homeschooling am Volkersberg
Seit Anfang Januar befinden sich die bayerischen Schüler nun schon im Distanzunterricht. Lehrer, Schüler und Eltern kommunizieren über Telefon und E-Mail. Schulstunden finden per Videokonferenz statt. Arbeitsaufträge werden über Onlineplattformen verteilt. Selbst wenn einige Schulklassen bald in den Wechselunterricht starten, werden sich die meisten Schüler noch einige Zeit auf digitalen Unterricht einstellen müssen. Was aber, wenn die Technik nicht passt, das Internet zu schwach ist, kein ausreichender Platz da ist, die Ablenkung groß ist, das Aufstehen schwer fällt oder die Eltern aufgrund ihres Berufes nicht zu Hause sein können?
Hier setzt seit vergangener Woche die Jugendbildungsstätte Volkersberg an. Nachdem das kirchliche Bildungshaus seine regulären Angebote wegen des Coronalockdowns einstellen musste, hat das Volkersbergteam überlegt, wie man dennoch für junge Menschen da sein kann. Leere Zimmer gibt es genug. So kommen nun täglich 17 Schüler der Mittelschule Bad Brückenau zum Homeschooling auf den Volkersberg. Jeder Schüler sitzt in einem eigenen Zimmer und bekommt einen Laptop zur Verfügung gestellt. Ein stabiles W-Lan-Netz ist auch vorhanden. Als Ansprechpartner für technische Probleme, kleine schulische Fragen oder auch eine Erinnerung an die nächste Videokonferenz mit der Lehrkraft stehen ein Freiwilligendienstleistender und ein Pädagoge zur Verfügung. Schnell habe man gemerkt, dass die Jugendlichen über die schulischen Themen hinaus viel Gesprächsbedarf haben, natürlich gemäß dem eigens ausgearbeiteten Hygienekonzept nur im Zweierkontakt, mit Abstand und FFP2-Maske. Probleme zu Hause, die fehlende Tagesstruktur im Distanzunterricht, die stark reduzierten Freizeitmöglichkeiten oder der fehlende Kontakt zu Gleichaltrigen machten den Jugendlichen sehr zu schaffen, erklärt Jens Hausdörfer vom Volkersbergteam.
Da man das Homeschoolingangebot vor allem Jugendlichen machen wollte, die gerade in diesen schwierigen Zeiten eine besondere Unterstützung benötigen, ist man damit auf die Mittelschule Bad Brückenau zugegangen. „Unsere Erfahrung ist, dass viele Familien durch die Coronapandemie und den Distanzunterricht eine echte Notsituation erleben.“ erklärt Michael Heyne, Rektor der Mittelschule Bad Brückenau. Die 17 teilnehmenden Schüler besuchen die Jahrgangsstufen 7 - 9 im Regelzug. Sie wurden vom Lehrerkollegium mit der Frage, wer eine besondere Unterstützung bedarf, ausgewählt. „Für Kinder der Klassenstufen 5 und 6 gibt es bei uns im Haus die Notbetreuung. Von den Mittlere-Reife-Klassen erwarte ich ein selbstständiges Lernen zu Hause“, erläutert Heyne. Bei dem Volkersbergangebot schätzt er die engmaschige Betreuung der Jugendlichen, die zu Hause oft auf sich ganz alleine gestellt sind: „Die Jugendlichen sind, wie wir alle, unverschuldet in diese schwierige Situation geraten. Klagen hilft nicht. Wir müssen die Familien und junge Menschen unterstützen, wo es nur geht“.
„Schon nach wenigen Tagen hatten wir den Eindruck, dass sich der Homeschoolingalltag für die Schüler einspielt und ein Mehrwert für alle ist. Die Idee, die Rahmenbedingungen für einen strukturierten Homeschooling-Alltag zu bieten, für eine Reduzierung des Ablenkungspotentials zu sorgen und für die Schüler als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen geht auf.“, erklärt der stv. Leiter der Jugendbildungsstätte Volkersberg Ralf Sauer. „In diesem Projekt wird einmal mehr deutlich, wie es in unserer Region möglich ist, zusammenzuhalten. Das Schulamt und das Gesundheitsamt Bad Kissingen, die Stadt Bad Brückenau und die kirchliche Jugendarbeit des Bistums Würzburg haben in kürzester Zeit unkompliziert und engagiert die erforderlichen Rahmenbedingungen geschaffen.“, erklärt Sauer. Bad Kissingens Schulrätin Birgit Herré war von dem Projekt sofort begeistert: „Durch das Volkersbergangebot können Schüler aufgefangen werden, die sonst zu sehr in die Versenkung geraten. Vor allem denjenigen, die sich mit dem Distanzunterricht so schwer tun, können wir damit eine konsequente Unterstützung anbieten“.
Zum Gelingen des Projektes tragen das Bistum Würzburg und das Haus Volkersberg durch die kostenfreie Bereitstellung der Zimmer und des pädagogischen Personals, die Stadt Bad Brückenau durch die Finanzierung eines zusätzlichen Schulbusses von der Stadt auf den Volkersberg, das Gymnasium Bad Brückenau durch die Leihe von 10 Laptops und die engagierten Lehrkräfte der Mittelschule Bad Brückenau bei. Diese sind mit dem Volkersbergteam täglich im engen Kontakt um den konkreten Hilfsbedarf eines jeden einzelnen Schülers zu besprechen.